Ladenburger Woche vom 17. November 2006 zur Ausstellung „RETROSPEKTIVE"

(feh)

Ein großes Lebenswerk stellt sich vor

70 Jahre ist er geworden, und sieht kein bisschen danach aus: Gemeint ist der Ladenburger Künstler und Industriedesigner Werner Menrad, der in seinem Atelier Trajanstraße 66 und den Räumen des Kreisarchivs zu einer großen Retrospektive seines Künstlerlebens einlädt.

Kreatives Gestalten und künstlerisches Arbeiten scheinen verjüngend zu wirken. Betrachtet man den Jubilar, seine blitzenden Augen, seine optimistische Ausstrahlung, kommt man an dieser Erkenntnis nicht vorbei. Dies erging Landrat Dr. Jürgen Schütz ebenso, der bei der Eröffnung am Sonntagnachmittag die Laudatio hielt. Dabei zeigte sich Jürgen Schütz als profunder Kenner Menrads und seiner Arbeiten, schließlich begleitet er ihn und seine Bilder seit über 30 Jahren, und das mit starkem Interesse.

Großes Interesse war ebenso der Eröffnung beschieden. Dicht gedrängt lauschten die Kunstfreunde den Ausführungen des Landrats um anschließend besser informiert in Menrads Bilderwelt abzutauchen. Wie Schütz bewunderten alle Menrads Vielseitigkeit, die von originellen Zeichnungen, über Aquarelle bis hin zu phantasievollen Collagen und Pastell-Acryl-Kombinationen reicht. In Menrads Arbeiten verbinden sich gezielte Experimente mit dem spielerischen Zufall, insbesondere wenn er Stoffe, Handschriften, Fotos und Mineralien mit verwendet, so der Landrat. Dann gehen, nach Schütz, Vituosität und künstlerisches Handwerk eine Symbiose ein. Kein Wunder, das Werner Menrad im In- und im Ausland als ausstellender Künstler gefragt ist. Mittlerweile hatte er 22 Präsentationen und wurde 1982 in Baden-Baden vom Europäischen Kulturkreis mit der Euro-Medaille ausgezeichnet.

Keiner hat die ausgestellten Bilder gezählt, die Zahl dürfte bei 200 Exponaten liegen. Doch sie zu betrachten ist kein Pensum, erst recht keine Aufgabe, es ist eine Freude für die Augen und die Phantasie. Mühelos lässt sich mit Menrad durchs Weltall fliegen, maskiert durch Venedig gondeln, im Circus Roncalli seinen Kinderträumen nachhängen, Wein schlürfen oder die Geschichtsstationen Ladenburg besuchen. Seien es Kaiser Trajan und seine Römer, das Mittelalter mit seinen Fachwerkhäusern oder Carl Benz mit seinem Patent-Motorwagen. Gerade die Ladenburger Kunstmappe zum 1900-jährigen Stadtjubiläum zählt mit zu Menrads künstlerischen Höhepunkten. In ihr und vielen anderen Arbeiten Menrads wird Ladenburgs Geschichte höchst lebendig.

Was zusätzlich für einen Besuch der Ausstellung spricht, sind Menrads Rahmungen die allen Ansprüchen genügen. Vielleicht zeigt sich an Menrads Rahmungen am besten, dass er nicht nur als Künstler sondern auch als Industriedesigner erfolgreich aktiv war und ist. Dinge gekonnt präsentieren, diese Kunst beherrscht Werner Menrad so gut wie nur wenige.

Man kann nicht alle Ausstellungen besuchen, doch Werner Menrads Retrospektive sollte man als Kunstfreund gesehen haben. Denn so geballt, gekonnt und phantasievoll begegnet man Kunst in all seinen Facetten nur selten.